Unsere Wege mit dem Veloclub Asphaltrauschen
Hi, ich bin Clemens. Zusammen mit Axel, Mart und Mathias haben wir 2020 den Veloclub Asphaltrauschen e.V. aus einem langen Winterschlaf geweckt. Was als lockeres Treffen bei unseren Montagsrunden am The Hunt Cycling begann, wuchs schneller, als wir es je erträumt hätten. Im Sommer planten wir mit dem ersten BERGWALD unser erstes großes Abenteuer – und plötzlich entstand etwas, das größer wurde als wir selbst.


Heute, fünf Jahre später, zählt unser Verein fast 80 aktive Mitglieder. Und wir staunen immer noch.
Denn was hier entstanden ist, ist mehr als die Summe seiner Teile: eine Community, die gemeinsam fährt, plant, scheitert, träumt – Woche für Woche, in vier regelmäßigen Ausfahrten, bei Vor-Ort-Veranstaltungen wie BERGWALD oder unseren Overnightern, und auch digital bei Formaten wie Breve|n|ts // Greve|n|ts oder der Eisenbahnromantik. Immer spielen dabei auch Geodaten eine wichtige Rolle – manchmal sichtbar, manchmal still im Hintergrund.
Beruflich bin ich Geograf und arbeite als IT-Berater. Ich unterstütze unsere Kund*innen dabei, Kataster-, Verwaltungs- und Umweltdaten zu verwalten, zu verstehen und zu nutzen.
Sport und Geodaten haben sich bei mir schon früh verbunden: 2013 – mit meiner ersten GPS-fähigen Uhr – begann für mich eine neue Zeitrechnung. Jeder GPS-Punkt, jede Strecke, jede aufgezeichnete Tour wurde ein kleiner, eingefangener Moment. Ein Datenschatz, der mich bis heute fasziniert.
Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, mich intensiver mit der Auswertung und Visualisierung meiner eigenen Bewegungsdaten zu beschäftigen.
Karten haben für mich etwas Magisches:
Sie erzählen Geschichten – von Aufbrüchen, Abenteuern, unerwarteten Wegen. Besonders, wenn es nicht nur um das Ziel geht, sondern um die Momente dazwischen.
Mit meinen eigenen Daten habe ich eine Spielwiese geschaffen: Hier bin ich Entwickler und Entdecker zugleich. Kleine Programme, die aus GPX-Daten Karten zaubern, helfen mir, Bewegung sichtbar zu machen – manchmal analytisch, oft einfach nur schön. Ein wenig Software-Architektur, ein bisschen Datenbankmagie, ein Hauch von KI – und ganz viel Leidenschaft für das, was uns bewegt.
Was daraus entstanden ist, zeige ich dir heute: Die Karten für unsere Clubfahrten – und die Reise, die sie erzählen.
1. Vier Ausfahrten, vier Karten
Jede Woche rollen wir in verschiedenen Gruppen durchs Umland – und jede dieser Gruppen hat ihren eigenen Charakter:
- Montag: Social Ride, entspannt und offen für alle
- Dienstag: FLINTA*-Ride – Social Ride exklusiv für FLINTA*s
- Mittwoch: Schotterbande, abenteuerlich auf losem Untergrund
- Donnerstag: Temporunde, schnell und sportlich
Um diese Ausfahrten sichtbarer zu machen – und weil wir einfach Spaß an Karten und Farben haben – entstehen für jede Runde wöchentliche Visualisierungen, die wir in den sozialen Medien oder direkt auf unserer Plattform zeigen. Sie sollen Lust machen mitzufahren – und zeigen, wie vielfältig unser Club ist.
2. Grundlage: MappingWithPython
Die Karten basieren auf meinem persönlichen Projekt MappingWithPython, in dem ich ursprünglich meine Lauf- und Radtouren auswertete und visualisierte. Ich habe dafür ein kleines Python-Skript geschrieben, das GPX-Daten einliest, mit OpenStreetMap-Informationen kombiniert (via OSMNX) und daraus eine Karte erstellt.
Mit der Zeit wurde das Skript immer vielseitiger: Ich ergänzte Landnutzungsdaten aus OSM, um Felder, Wälder und Siedlungen mit einzubeziehen. Diese Flächen gestalte ich nun je nach Ausfahrt unterschiedlich – mal ruhiger, mal dynamischer. So entsteht für jede Runde ein eigener visueller Stil.
3. Von Schwarz-Weiß bis farbenfroh – eine kleine Karten-Evolution

Die erste Karte entstand zum Frühjahrsklassiker, unserem Saisonauftakt. Damals noch ganz schlicht in Schwarz-Weiß – der Fokus lag auf der Route, sonst nichts. Dann kamen nach und nach die wöchentlichen Ausfahrten dazu:
- Die Montagsrunde wurde freundlich und einladend gestaltet.
- Die FLINTA*-Karte betont Vielfalt und Sichtbarkeit – sowohl inhaltlich als auch gestalterisch.
- Die Schotterbande bekam erdige Farbtöne und einen naturbetonten Stil.
- Die Temporunde mit viel Orange und Rot, sportlich-dynamisch mit kräftigen Kontrasten.
Was alle Karten gemeinsam haben: Sie basieren auf dem gleichen Straßenetz aus OpenStreetMap – geladen mit OSMNX. Es sind also immer die gleichen Straßen und Wege, die dargestellt werden.
Und doch sehen alle Karten anders aus. Warum? Weil ich die Landnutzung aus OpenStreetMap (also z. B. Wald, Feld, Siedlung) je nach Event unterschiedlich visualisiere. Genau darin liegt der Wiedererkennungswert: Während das Wegenetz konstant bleibt, bekommt die Umgebung eine eigene Stimme – durch Farbe, Textur und Stil.



Die FLINTA*-Karte: Ein visuelles Bekenntnis
Für die FLINTA*-Rides war klar: Hier soll nicht nur eine Route sichtbar werden, sondern auch eine Haltung. Das Farbkonzept basiert auf der Progress Pride Flagge, einer Weiterentwicklung der klassischen Regenbogenflagge, die 2018 von Daniel Quasar gestaltet wurde. Ziel war es, die Vielfalt der LGBTQIA+-Community sichtbarer zu machen – auch in Bereichen, die in klassischen Darstellungen oft fehlen.
Neben den bekannten sechs Regenbogenfarben (Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett) enthält die Flagge weitere Elemente:
- Hellblau, Rosa, Weiß: für die Transgender-Community
- Braun und Schwarz: für People of Color und zur Erinnerung an Menschen, die an HIV/AIDS verstorben sind
- Gelb mit lila Kreis (seit 2021): als Symbol für Intergeschlechtlichkeit
Diese 13 Farben bilden die Grundlage für die Darstellung der Landnutzungskategorien in der FLINTA*-Karte. Die Farbe Weiß ist fest für „residential“ (Wohngebiete) reserviert, alle anderen Kategorien werden durch die übrigen Farbtöne dargestellt – und in animierten Varianten zyklisch neu kombiniert. So entsteht eine dynamische, lebendige Karte, die Inklusion, Wandel und Sichtbarkeit nicht nur benennt, sondern visuell ausdrückt.
Der Code dafür wurde modular aufgebaut: Farben und Kategorien lassen sich flexibel austauschen, Animationen sind optional und die Transparenz-Einstellungen helfen, die darunterliegenden Straßen und Wege weiter sichtbar zu halten.

4. Was jetzt möglich ist – und was kommt
Mittlerweile können wir für jede Ausfahrt individuelle Karten erstellen – schnell und automatisiert. Jede Karte sieht anders aus, trägt aber die gleiche Handschrift. Das Beste: Es ist nicht nur schön anzuschauen, sondern auch praktisch für die Kommunikation im Club.
Und wir gehen noch weiter: Zukünftig sollen die Karten direkt über unsere Plattform Velo Voyage abrufbar sein – über eine einfache Benutzeroberfläche. So können neue Mitglieder, Gäste oder einfach Neugierige sehen, was sie erwartet – und mit wenigen Klicks, mit eigenen Daten Karten erstellen.
Neugierig geworden? Alle Links und Infos auf einen Blick auf meinem linktr.ee.